Sr. M. Lioba Mehler, OSU

Am 30. März 2017 ist unsere liebe Sr. Lioba (* 23.12.1919) heimgegangen in Gottes Liebe.

„Ich habe ein bisschen in den Himmel gespitzt. Es war so schön!

Jesus, ich möchte bei Dir bleiben!

Ich liebe euch und möchte euch bei mir haben.

Ich bete für alle Menschen auf der Welt.

Und wenn ich jemandem zu wenig Liebe geschenkt habe, dann ergänze Jesus Du, was fehlt.

Ich habe dem lieben Gott so viel von euch erzählt. ER weiß alles.

Ich weiß, wie es bei IHM ist! Es ist wunderschön!

Jesus, ich liebe Dich, und was ich gesündigt habe, das verzeihe mir.

Du liebst ja selbst so sehr!“

Sr. Lioba Mehler

Diese innige Zwiesprache mit Jesus, den Sr. Lioba gerne ihren Heiland nannte, habe ich an einem Abend im Oktober 2014 einmal mitnotiert – ohne dass sie es bemerkt hat. Ich habe es ihr später aber gesagt, dass ich ihre Worte aufgeschrieben habe.

Ich bin sicher: Sr. Lioba war und ist im Himmel daheim.

Wir bezeichnen Sr. Lioba zu Recht als eine große, starke, wunderbare Frau, eine besondere Persönlichkeit. Sie hat die schwere Zeit des Nationalsozialismus als Kind und Jugendliche, Schülerin an der St.-Ursula-Schule, miterlebt. Da es in dieser Zeit zu gewagt war, den Lehrberuf zu ergreifen, studierte Sr. Lioba nach dem Abitur Pharmazie, ein Beruf, durch den sie auch helfend für Menschen wirken konnte.

Ihrer großen Sehnsucht folgend trat sie 1950 in das Ursulinenkloster ein. Die Schwestern hatte sie bereits damals in ihr Herz geschlossen.

Sie war Trägerin des Bundesverdienstkreuzes am Bande, was für sie selbst aber nicht so wichtig war.

Sr. Lioba war selbstlos, zufrieden, dankbar, konsequent in ihrer Lebenshaltung, in ihrem Denken und Urteilen. Sie war immer auf das Wohl der anderen bedacht.

Unsere St.-Ursula-Schule hat Sr. Lioba lange mit Weitsicht und sehr großem Engagement zum Wohl so vieler geleitet, 37 Jahre die Realschule und 28 Jahre das Gymnasium. Bereits über 40 Jahre alt, studierte sie zu ihren Unterrichtsfächern  Biologie, Chemie und Geographie das Fach Sozialkunde, um am Ursulinengymnasium den sozialwissenschaftlichen Zweig einführen zu können. Was diese Jahre an Kraft und Segen beinhalten, kann man nicht in Worte fassen.

Sie war politisch und an gesellschaftlichen Prozessen interessiert. Manche unter uns haben sie noch mit der aufgeschlagenen FAZ in der Hand in Erinnerung. In den 80-ger Jahren ist sie einmal selbst als Beifahrerin in einem großen LKW in das damals noch kommunistische Polen gefahren, um dort Hilfe zu bringen. Es war ihr nichts zu viel, wenn es um das Wohl der Menschen ging.

Sr. Lioba war auch und vor allem eine vorbildliche Ordensfrau, eine absolut überzeugte und überzeugende Ursuline, die viel meditierend mit unserer heiligen Mutter Angela in Kontakt war.

21 Jahre hat sie unseren Konvent mit einer unglaublichen Offenheit, mit großem Respekt vor der unverwechselbaren Einmaligkeit der einzelnen Schwester, mit dem Blick für das Einende in einer Gemeinschaft und mit tiefer mütterlicher Liebe geleitet. Sie war eine große Beterin und eine Hörende. Den Willen Gottes wollte sie leben. Im Vertrauen auf Gottes Führung konnte sie Neues wagen. Sie hat sich selbst nicht so wichtig genommen, umso wichtiger das Wohl der anderen. Sie konnte über sich selbst lachen. Weil sie nichts als selbstverständlich angesehen hat, war sie Gott und allen Menschen ihrer Umgebung gegenüber sehr dankbar – auch gerade in ihrer Gebrechlichkeit und Hilfsbedürftigkeit in der letzten Zeit:

Ich höre sie sagen:
„Danke dir. Vergelt’s Gott. Ihr seid so gut zu mir.“

Sr. Lioba war und ist im Himmel daheim.
Ja, Sr. Lioba war ein wunderbarer Mensch.

Ihre Liebe zu Jesus hat ihr ein tiefes Vertrauen, Gelassenheit und Ruhe im Auf und Ab des Lebens, Größe, Weite, ein so liebendes Herz geschenkt. Ich glaube: Wer so im Himmel verwurzelt ist wie Sr. Lioba es war und ist, der ist auch ganz geerdet. Der hat einen weiten Horizont, der hat die Welt im Blick und übersieht den einzelnen nicht.

Wenn wir jetzt auch traurig sind, wie die Jünger von Emmaus, so wissen wir, dass wir mit Sr. Lioba auf dem österlichen Weg nach Emmaus sind, und wir sind sehr dankbar, dass wir Sr. Lioba so lange in unserer Mitte haben durften. Unsere heilige Mutter Angela sagt uns: „Wir werden uns im Himmel wieder sehen, weil er, der uns alle liebt, es so will.“

­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­„Ich habe ein bisschen in den Himmel gespitzt.
Es war so schön! …“

Sr. Katharina