Sr. M. Cordula Ohrenberger, OSU

Fast wäre Sr. Cordula 100 Jahre alt geworden. Sie hätte gerne noch den großen Geburtstag gefeiert, die Gäste-Liste stand schon fast. Am vergangenen Dienstag (5. Juli 2011) hat sie dann doch sicher erfüllt und in Frieden ihr Leben in die Hände Gottes zurückgelegt. Ihre 100 Lebensjahre umspannen eine rasante Entwicklung in den Bereichen von Naturwissenschaft, Technik, Medizin, aber auch umwälzende Veränderungen in Weltpolitik und auch im religiösen Selbstverständnis der Menschen.

Eine fast unbändige Energie, ein starker Wille, ein origineller, verschmitzter Humor, ein tiefes Gottvertrauen, die grundsätzliche Aufgeschlossenheit für alle Veränderungen und Erneuerungen, die das gesellschaftliche Leben mit sich brachte, und die umsichtige und liebevolle Betreuung vor allem durch Schwester Tarzisia haben ihr sicher so lange die Kräfte geschenkt.

Schwester Cordula wurde am 23.11.1911 als erstes von vier Kindern in Eßfeld geboren. Als Älteste unter den Geschwistern lernte sie es schon bald, fest im Haushalt mitzuhelfen und anzupacken. Es war hier bereits in ihr angelegt, dass sie eine Frau der Tat werden sollte.Nach dem Besuch der Volksschule half sie in verschiedenen Haushalten mit, und allmählich reifte in ihr der Wunsch ins Kloster zu gehen. Am 20.10.1932 trat sie als Postulantin in unser Kloster ein, und bald nach dem Eintritt absolvierte sie eine Krankenschwesternausbildung. Ihr Noviziat begann sie am 30.08.1933, in einer politisch brisanten Zeit. Man konnte schon ahnen, dass die Zukunft im Kloster nicht ohne Probleme sein würde, die kirchenfeindliche Haltung der neuen Regierung deutete sich bereits an. Trotzdem legte Sr. Cordula am 31.08.1935 freudig und überzeugt ihre 1. Profess ab und am 14.08.1941 ihre Ewige Profess. Sie war alles andere als ängstlich. Die Schwestern stützten und stärkten sich in dieser Zeit gegenseitig und bewältigten die gefährliche und auch unsichere Zeit, indem sie ihre ganze Hoffnung auf Gott setzten. Lange Jahre betreute Sr. Cordula unser Haus in Bad Kissingen, das den Schwestern als Erholungshaus diente. Sie tat alles, um den Erholung Suchenden einen angenehmen Aufenthalt zu bieten, und – Freude wollte sie machen. Sie setzte sich ein, wo sie gebraucht wurde. Immer war sie hellhörig für neue Anforderungen und stets bereit, sie nach besten Kräften auszuführen. Leidenschaftlich gerne fuhr sie Auto. Sie war die erste im Kloster, die den Führerschein machte. Als das Haus in Bad Kissingen verkauft werden musste, bedeutete das ein schweres Abschiednehmen von einer vertraut gewordener Umgebung. In Würzburg warteten auf Sr. Cordula überwiegend pflegerische Aufgaben, die sie mit Eifer und Hingabe freudig übernahm und ausführte, so lange ihre Kräfte reichten.

Sr. Cordula war echte Ordensfrau, sie pflegte das gemeinsame Gebet und auch das ganz persönliche, das ihr als Kraftquelle diente. Immer sah sie in den ihr gestellten Aufgaben den Willen Gottes, den sie mit großer Liebe erfüllte. Als ihre Kräfte nachließen, wurde sie von Sr. Tarzisia mit Hingabe betreut. Bis zu ihrem Lebensende hielt sie regen Kontakt mit ihren Verwandten, die eine große Rolle in ihrem Leben spielten.

Sr. Cordula freute sich sehr auf unser jetziges neues Kloster, konnte es kaum abwarten dort einzuziehen. Und sie genoss die Aussicht aus ihrem neuen Zimmer, weil sich ihr ein gutes Programm bot. Die großen Fenster ermöglichten es ihr, den Bau gut zu beobachten. Manchmal rief sie den Bauarbeitern zu sie sollten aufpassen, weil von oben eine Ladung durch den Baukran herunterkam.

Bis kurz vor ihrem Tod konnte man sich mit ihr gut unterhalten, und sie war um keine Antwort verlegen.

Man glaubt, ihr unverwechselbares Lachen noch zu hören, ihren festen und herzlichen Händedruck noch zu spüren.

Wir danken Gott für das lange Leben von Sr. Cordula, für ihr Beispiel, ihr Gebet und ihre Liebe zur Gemeinschaft. Wir werden Sr. Cordula ein liebendes Gedenken bewahren und an sie im Gebet und bei der Eucharistiefeier denken.

R. I. P.