In großer Dankbarkeit – Gott und Sr. Ursula selbst gegenüber – denken wir an das Leben unserer lieben Verstorbenen.
Sr. Ursula wurde am 12. Oktober 1913 als drittes von acht Kindern in Würzburg geboren, wuchs in einer christlichen Familie des Rechtsanwalts und späteren 2. Bürgermeisters von Würzburg, Herrn Julius Zahn, und seiner Ehefrau Helena, geborene Kernwein, heran.
Ihre schulische Ausbildung erhielt sie am damaligen Institut der Ursulinen, zunächst an der Vorschule und dann am Lyzeum. Nach dem Abschluss mit der früheren Mittleren Reife trat Eva Zahn an das Theresianum der Kreuzschwestern in Ingenbohl in der Schweiz über und erwarb dort ein Lehrdiplom für Englisch.
Für die Familie Zahn begann 1933 eine schwere Zeit. Der Vater, Mitglied der Bayerischen Volkspartei und ein mutiger Vertreter der Rechte der Kirche, wurde seines Amtes als 2. Bürgermeister enthoben und in den vorzeitigen Ruhestand versetzt. Nicht genug damit, litt die Familie unter Bespitzelung durch die Nazis.
Nachdem Eva Zahn von der Schweiz nach Hause zurückgekehrt war, begann sie u. a. eine Ausbildung in der Krankenpflege des Julius-Spitals Würzburg. Nach Ablegung der erforderlichen Prüfung erhielt sie 1936 die staatliche Anerkennung für „Krankenpflegepersonen“ – wie es damals hieß.
Ihrer Berufung folgend trat sie 1937 als Postulantin in unserem Kloster ein, die Gefährdungen, Unsicherheiten, die auf junge Ordensleute zukamen, nicht achtend, ebenso den Verlust beruflicher Chancen, die sie sich mit diesem Schritt verbaute. Ihre weitere Ausbildung führte sie nach Freiburg an das Seminar für Seelsorgshilfe. Aufgrund der hier erworbenen Kenntnisse erhielt sie die Missio Canonica, die zur Erteilung von Religionsunterricht berechtigte.
1939 begann sie ihr Noviziat, das mit Ablegung der Profess 1941 endete. Die „Ewige Profess“ durfte sie 1946 in Bad Kissingen in Anwesenheit von Bischof Matthias Ehrenfried ablegen. Unser Kloster in Würzburg war ja am 16. März 1945 völlig zerstört worden.
Sr. Ursula war eine überzeugte Ordensfrau, deren durch Krankheit gezeichnetes, vielfach auch dadurch beeinträchtigtes Leben überzeugen konnte.
Zu allen Diensten, die ihr als Ordensfrau in der NS-Zeit möglich waren, in der unsere Schule auf Anweisung des Nazi-Regimes geschlossen war, war sie bereit.
Als man in der Filiale Bad Kissingen nach dem Krieg ein Internat einrichtete, setzte Sr. Ursula eifrig und freudig ihre Kräfte ein und betreute mit großer Liebe und Fürsorge die ihr anvertrauten Kinder.
Als aufgrund mangelnden Ordensnachwuchses das Kissinger Internat geschlossen wurde, wurde Sr. Ursula in unserem Würzburger Kloster und in der Schule tätig.
Mit großer Liebe betreute sie nun die Tagesschülerinnen, interessiert an den religiösen Fragen Jugendlicher und Anteil nehmend an deren Problemen erteilte sie Religionsunterricht. Wenn nötig half sie aus im Englischunterricht der unteren Klassen und versah so in der „lehrer- und erzieherknappen Zeit“ unschätzbare Dienste, bis Krankheit und Alter ihrem Schaffen ein Ende setzten. Daran trug sie schwer.
Auch wenn sie nicht mehr aktiv an der Aufgabe des Ordens teilnehmen konnte, galt ihr Interesse bis zuletzt unserem Konvent und unserer Schule. Sie trug unsere Anliegen mit durch Opfer und Gebet und bewahrte ihre Treue, bis Gott sie am 10. August 2003 von ihrem schweren Leiden erlöste und zum ewigen Leben abberief.
Sr. Ursula lebte ihr Leben gemäß dem Wahlspruch unserer heiligen Mutter Angela: Gott allein die Ehre.
R. I. P.